Wann hast Du angefangen Deine eigene Musik zu produzieren und wie ist es dazu gekommen?
Das erste Mal, dass ich einen Song produziert habe, war vor ca. 13 Jahren. Ich schrieb schon lange eigene Songs und wollte dann das, was ich aufgeschrieben habe, endlich mal auf Boxen hören und habe einen damaligen Kollegen, von dem ich wusste das er ein Mikrofon hat, gefragt ob ich den Song bei ihm aufnehmen kann. Die Qualität war richtig schlecht, aber wir haben ihn trotzdem auf YouTube hochgeladen. Das Feedback war unerwartet gut. Heute bin ich froh, dass den kaum noch einer kennt. Wer gründlich sucht, wird diesen wahrscheinlich noch finden, aber ja, jeder fängt ja auch mal klein an. Wie bist Du zu dem Namen M.A.E.N. (Mehr Als Ein Niemand) gekommen? Ich denke jeder, der irgendeine Art von Kunst veröffentlicht, sei es Musik, Art, Comedy etc., wird es irgendwann mal von irgendwem oder vielen Leuten gehört haben das man nichts wird. Vielleicht stimmt das in meinem Fall auch, da ich bis Dato noch nichts erreicht habe und es vielleicht, trotz allem was man an Zeit, Mühen und Kosten in seine Kunst steckt niemals so sein wird. Mein Name, Mehr Als Ein Niemand, erinnert mich immer wieder daran weiterzumachen und die Hoffnung nicht aufzugeben. Auch wenn es am Ende nur eine, vielleicht zwei oder zehn Menschen sind die mich regelmäßig hören, denke ich, bin ich meinem Namen schon gerecht geworden. Für diejenigen bin ich dann ein jemand, bzw. meine Musik. Für diese Menschen und ganz besonders für mich bin ich mehr als nur ein Niemand. Es gibt viele gute Rap-Künstler auf dem deutschen Musikmarkt. Was würdest du sagen, wie grenzt Du dich von anderen ab? Das ist tatsächlich eine spannende Frage. Ich mache ja mittlerweile nicht nur Rap, sondern konzentriere mich auf Deutsch-Pop. Sich mittlerweile abzusetzen, bei all denen die Musik machen, ist unfassbar schwierig. Ich bin auf Social Media keine besonders aufregende oder interessante Person, verändere mich nicht grundlegend und habe keinen polarisierenden Stil. Mittlerweile glaube ich, dass man mehr sich, als seine Musik verkauft. Kleidest du dich anders oder verhältst dich nicht Norm-Entsprechend, wobei ich nicht sagen möchte, dass ich die Norm immer gut finde, bist du gleich interessanter für die große Masse. Ich bin der Meinung, dass sich meine Lyric von anderen abhebt. Zumindest sehr vielen gegenüber. Natürlich gibt es wahnsinnig gute Schreiber da draußen, aber die wenigsten bekommen die Aufmerksamkeit, die sie verdienen. Ich möchte für meinen Teil meine Musik sprechen lassen, mich nicht verändern für die Hörer und Hörerinnen. Was denkst Du über den deutschen Musikmarkt? Die Antwort kann ich kurz halten. Überfüllt. Wird immer uninteressanter. Die besten Musiker findet man, abgesehen von einigen Ausnahmen, unter der Oberfläche. Was sind Deiner Meinung nach Elemente einer Hit-Single? Meiner Meinung nach macht der Beat, bzw. Das Instrumental 80-90 Prozent der Single aus. Wie heisst es so schön, bleibt es im Ohr, bleibt es im Kopf. Genauso verhält es sich mit der Hook, dem Refrain. Diese muss eingängig sein. Muss „catchen“ und im besten Falle zum mitsingen animieren. Wie schon zuvor gesagt, ist die Lyric in den häufigsten Fällen nicht mehr relevant. Schade eigentlich, denn bei der Musik, die ich mir vorstelle, geht es darum, dass sich die Person die den Song hört mit diesem identifizieren kann. Wer das sehr gut hinbekommt ist Montez, der, nebenbei bemerkt, den ganzen Hype absolut verdient hat. Am 23. Juni kam Deine aktuelle Single „Alles Was Du Warst“ raus. Worum geht es in dem Song? Bei „Alles Was Du Warst“ geht es um einseitige Liebe, obwohl man das Gefühl hatte, dass diese auf Gegenseitigkeit beruht. Ich habe versucht es so bildlich wie mir möglich darzustellen um ein Kopfkino bei den HörerInnen zu erschaffen. Wie z.B. der Satz „Und im Eichenbaum dein Name neben meim‘“. Jeder Kennt doch die Bäume in denen Paare ihre Namen einritzen. Ich hoffe, dass es mir gelungen ist. Woher nimmst Du die Inspiration für Deine Texte? Inspiration nehme ich, wie wahrscheinlich die meisten Schreiber, aus dem Leben selbst. Aus Geschichten die einem erzählt werden, die man mitbekommt oder selbst erlebt. Jeder hat seine eigene und viele Geschichten ähneln sich, weswegen sich viele HörerInnen auch mit einem guten Song identifizieren können. Natürlich spielt die Fantasie auch eine Rolle. Sich etwas vorstellen zu können. Die Vorstellungskraft zu haben, wie eine Geschichte geschrieben wird, wie sie anfängt und wie sie endet. Die Kunst ist es, Geschichten in passende und sich reimende Wörter zu verwandeln. Manchmal passiert das von ganz alleine sobald der Beat angeht, aber manchmal braucht man auch etwas länger um die passenden Wörter zu finden. Wer ist Dein größtes musikalisches Vorbild? Persönlich finde ich diese Frage schwieriger als sie scheint. Früher waren es Michael Jackson, Eminem, Kool Savas, Liquid Walker. Mittlerweile hört man Musik ganz anders als zu Anfang, da die eigenen Erfahrungen im Tonstudio eine Rolle spielen und ich selbst auf viele Dinge achte, auf die jemand anderes vielleicht nicht achtet. Heute habe ich kein wirkliches Vorbild mehr. Ich hätte wahrscheinlich Finn Musik genommen, ein Musiker aus Berlin, der mich mit seinem Album „Wie Weit“ seit Jahren begleitet. Leider macht er keine Musik mehr. Er wird seine Gründe haben. Mittlerweile hat seinen Platz Xavi eingenommen. Er ist kein Vorbild, aber jemand, der einen auch in seinen Bann zieht. Seine Stimme, seine Instrumentals und ganz besonders seine Lyric. Gibt es einen Song von Dir auf den Du besonders stolz bist? Möchtest Du uns die Hintergundgeschichte zu dem Track erzählen? Grundsätzlich bin ich stolz auf alle Songs. Alle haben mich heute zu der Musik gebracht, die ich mache. Aber ich denke das „Irgendwann“ und „Ich laufe“ letzter kam in diesem Jahr als erste Single nach einigen Monaten raus, meine persönlichsten sind. Hier erzähle ich aus meinem Leben und mache mich irgendwo auch „angreifbar“. Ich möchte gar nicht mehr dazu sagen, würde mich eher darüber freuen, wenn die LeserInnen sich die Zeit nehmen und einmal reinhören. Wenn Du dir jemanden aussuchen könntest, mit wem würdest Du gerne einmal einen Song zusammen produzieren? 100% Finn Musik. Ich gehe eigentlich nie bzw. sehr selten auf Konzerte. Er war derjenige, der mir mit seiner Musik in vielen Situationen weitergeholfen hat. Mich mit in seine Welt nahm und mich alles vergessen lassen hat. Wenn das möglich wäre, dann hätte ich alles erreicht. Hast Du neben der Musik noch Zeit für andere Hobbies? Ich habe dieses Jahr mein komplettes Leben um 180 Grad gedreht. Ich habe wieder angefangen Musik zu machen. Habe eine neue Ausbildung zum Kinderkrankenpfleger angefangen, die mich zeitlich natürlich auch sehr einschränkt. Nicht nur das, körperlich ist es auf jeden Fall auch eine komplette Umstellung. Heißt im Umkehrschluss, dass ich nicht so viel Zeit für die Musik habe wie ich gern hätte und meinen anderen Hobbys wie z.B. dem Fußball oder dem Fitnessstudio nicht mehr viel Aufmerksamkeit schenken kann. Wenn wir gerade bei der wenigen Zeit und der ganzen Umstellung sind möchte ich die Chance nutzen und meiner Partnerin danken. Ohne sie wäre das nicht möglich. Ihre Unterstützung gibt mir Kraft viele Tage „durchzustehen“ und macht meine Veränderungen erst möglich. Sie ist der Grund, warum ich die Musik weitermache bzw. Wieder angefangen habe und mich getraut habe in meinem Alter noch einmal beruflich anders durchzustarten. Wenn es irgendwann mal so sein sollte, dass ich vielleicht mit meiner Musik mehr Anklang finden sollte, hat sie einen großen Anteil daran. Auf was können wir uns 2023 von Dir noch freuen? Dieses Jahr kam nach „Alles Was Du Warst“ noch der Song „Bestimmt Für Was Bestimmt“. Die nächste Single ist schon fertig, dieses Mal lasse ich mir aber mehr als vier Wochen Zeit für den Release. Wenn man alles weitestgehend alleine macht, ist es schon verdammt anstrengend, neben seinem Hauptjob, alle vier Wochen einen Song rauszubringen. Ich freue mich aber darauf! In den nächsten Tagen knacken wir die 100.000 Streams auf meinem Spotify-Account mit allen Songs. Das ist ein Meilenstein. Falls es dich als Leser oder Leserin interessiert was ich so mache, würde ich mich freuen, wenn du jetzt reinhören würdest. Vielen Dank! Und großen Dank an das Hawelka-Team |